Die meisten Menschen, die den Begriff „Ess-Störung“ hören, denken sofort an Magersucht (Anorexie). Jedoch gehören wesentlich mehr Krankheitsbilder dazu. Der Begriff fasst die Krankheitsbilder Anorexie, Bulimie, Binge Eating Disorder sowie „Episoden von Fressanfällen ohne gewichtsregulierende Gegensteuerung“ und Adipositas zusammen (vgl. BEL Leipzig). Medizinisch werden Ess-Störungen als psychosomatische Krankheiten mit Suchtcharakter beschrieben.
Viele Pädagogen werden mit problematischem Ess- und Diätverhalten bzw. mit Ess-Störungen von Schülerinnen und Schülern konfrontiert. Der Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) des Robert Koch-Instituts zeigt, dass bei etwa einem Fünftel aller 11- bis 17-Jährigen in Deutschland der Verdacht auf eine Ess-Störung vorliegt. Ess-Störungen entwickeln sich vor allem in Pubertät, in einer Zeit, in der Kinder und Jugendliche mit ihrem Körper häufig unzufrieden sind, sich mitunter einsam, unverstanden und ausgeschlossen fühlen.
Ess-Störungen sind ernste und komplexe seelische Erkrankungen. Nicht oder unzureichend behandelt, können sie zum Tod führen. Allein in den Jahren 2008 bis 2015 starben jährlich zwischen 47 und 100 Personen an Ess-Störungen (vgl. Statistisches Bundesamt 2018). Deshalb ist es wichtig, dass Pädagogen Signale früh erkennen, fundiertes Hintergrundwissen und Sicherheit im Umgang mit Betroffenen haben.
Die positive Nachricht ist: Schule und Hort sind gute Orte, an denen Prävention von Ess-Störungen stattfinden kann. Denn hier werden Normen erlebt und überprüft, Freundschaften geschlossen und selbstständige Urteilsbildung geübt. Hort und die Schule sind aber auch Orte, an dem sich Kinder und Jugendliche mit anderen vergleichen: „Bin ich schöner oder hässlicher? Bin ich dicker oder dünner? Ich will so sein wie die anderen. Gleichzeitig will ich einzigartig, etwas Besonderes sein.“ Vor allem für Mädchen sind „schön sein“, „schlank sein“, „gefallen wollen“ (ge)wichtige Themen.
Pädagogen können hier mit verschiedenen Methoden präventiv ansetzen. Denn das Wissen um die Stärkung von Schutzfaktoren und die aktive Auseinandersetzung mit dem eigenen Körperbild kann von den Pädagogen wirksam unterstützt werden.
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Die aktuelle Reihe der Regionalen Zirkel Schulische Gesundheitsförderung der LSJ Sachsen e.V. ab November 2018 widmet sich den grundlegenden Fragen und konkreten Handlungsmöglichkeiten der Prävention von Ess-Störungen in Schule und Hort. Die kostenfreie Fortbildung richtet sich an pädagogisches Personal aller allgemeinbildenden Schularten in Sachsen.
Weiterführende Hinweise und Tipps:
- Aktuelle Herbstreihe „Regionale Zirkel Schulische Gesundheitsförderung“
- umfassende Informationen rund um das Thema Ess-Störung auf anad.de
- BEL–Beratungszentrum Ess-Störungen Leipzig, das einzige, speziell auf das Thema Ess-Störungen ausgerichtete Beratungszentrum in Sachsen und Mitteldeutschland
- Lernportal „Junge Sachsen fit fürs Leben“
Quellen:
- BEL–Beratungszentrum Ess-Störungen Leipzig
- Statistisches Bundesamt 2018 – Todesfälle aufgrund von Essstörungen in Deutschland in den Jahren 1998 bis 2015
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) des Robert Koch-Instituts